Der erste Wagner-Vorhang im Theater an der Wien – Präzision und Teamarbeit auf engstem Raum

Das Theater an der Wien gehört zu den geschichtsträchtigsten Bühnen Wiens. 1801 von Emanuel Schikaneder eröffnet, war es über Jahrhunderte hinweg Ort bedeutender Uraufführungen und ein Zentrum der Wiener Opern- und Theaterkultur. Nach einer umfassenden Sanierung wurde das Haus im Oktober 2025 unter der Intendanz von Stefan Herheim mit der Neuinszenierung von Die Fledermaus feierlich wiedereröffnet.
Für diese Wiedereröffnung durfte TÜCHLER den neuen Hauptvorhang fertigen – ein zentrales Bühnenbildelement, das nicht nur die historische Eleganz des Hauses aufgreift, sondern auch technisch neue Möglichkeiten eröffnet.

Gut erkennbar: die typische katzenaugenartige manchmal auch als "irisartig" bezeichnete  Öffnung des Wagnervorhanges.

Die Herausforderung: kleiner Platz, große Idee

Seit seiner Gründung wurde im Theater an der Wien der Hauptvorhang als sogenannter deutscher Vorhang betrieben – er öffnet sich klassisch von unten nach oben. Dafür sind seitlich keine großen Taschen erforderlich, wie sie bei griechischen oder französischen Vorhängen üblich sind.

Im Zuge der Neugestaltung wünschte Intendant Stefan Herheim jedoch, dass der neue Hauptvorhang zusätzlich auch als Wagner-Vorhang betrieben werden kann – also in einem Bewegungsablauf, bei dem die Stoffbahnen seitlich nach oben geöffnet werden. Diese Anforderung stellte eine außergewöhnliche technische und gestalterische Herausforderung dar, denn im Theater an der Wien steht seitlich nur ein extrem begrenzter Raum von rund 30 cm zur Verfügung.

Die Lösung entstand in enger Zusammenarbeit zwischen TÜCHLER, dem Intendanten und der Bühnentechnik des Hauses direkt vor Ort. Schritt für Schritt wurde die ideale Zugseil-Kurve entwickelt – nicht rechnerisch am Schreibtisch, sondern durch gemeinsames Arbeiten im Raum. Dabei wurde der sichtbare Verlauf des Vorhangs immer wieder analysiert, Ringe neu gesetzt und Positionen angepasst, bis die Öffnungsbewegung ästhetisch, technisch und bühnenpraktisch optimal harmonierte. Hinzu kamen die spezifischen Rahmenbedingungen des Hauses: die Freigabe der Obertitelanzeige, der äußerst knappe Platz an den Bühnenseiten und das Fehlen vorhandener Seilrollen im Portal. Deren Positionen ergaben sich letztlich aus der entwickelten Zugkurve selbst.

So entstand ein System, das dem Theater an der Wien erstmals erlaubt, den Hauptvorhang sowohl als klassischen deutschen Vorhang als auch als vollwertigen Wagner-Vorhang zu betreiben – trotz der außergewöhnlich beengten Platzverhältnisse.

Die technische Umsetzung: Der erste Wagner-Zug im Theater an der Wien

Im Mittelpunkt des Projekts stand die Entwicklung eines Hauptvorhangs, der nicht nur als klassischer deutscher Vorhang – also von unten nach oben öffnend – funktioniert, sondern erstmals in der Geschichte des Hauses auch als Wagner-Vorhang betrieben werden kann.
Dabei öffnen sich die Stoffbahnen seitlich nach oben – eine Bewegung, die normalerweise großzügige seitliche Taschen erfordert. Im Theater an der Wien stehen dafür jedoch lediglich rund 30 cm Platz zur Verfügung.

Gemeinsam mit Intendant Stefan Herheim und der Bühnentechnik des Hauses erarbeitete TÜCHLER direkt vor Ort eine funktionierende Zugseilführung. Die Zugkurve wurde in zahlreichen praktischen Arbeitsschritten entwickelt – durch Setzen, Versetzen und erneutes Justieren der Ringe, bis die Bewegung ästhetisch stimmig und technisch zuverlässig verlief. Dabei mussten auch die besonderen Rahmenbedingungen des Hauses berücksichtigt werden: die freie Sich auf die Obertitelanzeige, der sehr enge Raum an den Bühnenseiten und das Fehlen vorhandener Seilrollen im Portal. Deren endgültige Position ergab sich aus der im Haus erarbeiteten Zugkurve selbst.

So entstand erstmals in der Geschichte des Hauses ein Wagnervorhang. Dieser fällt trotz des minimalem seitlichen Raumangebot spektakulär und kann zudem durch einfaches Umbinden auf den Einsatz als Deutscher Vorhang gewechselt werden.

Der Hauptvorhang

Der fertige Vorhang misst rund 8,50 m in der Höhe und 14 m in der Breite. Darüber liegen zwei Portüren, verziert mit 60 cm hohen goldenen Fransen, zwischen denen ein dunkles Hinterfütterungsmaterial Tiefe und optische Trennung schafft. Für den Betrieb im Wagner-Zug wurde ein zusätzliches Verlängerungstuch mit über 10 m Höhe gefertigt, wodurch sich eine Gesamtzughöhe von etwa 18,5 m ergibt. Die Faltenbildung wurde mit deutlich über 100 % ausgeführt, um trotz der geringen seitlichen Taschentiefe ein gleichmäßiges, voluminöses Erscheinungsbild zu erzielen.

Der Vorhang besteht aus Polyester FR-Samt, einem Bühnensamt aus schwer entflammbarer Polyesterfaser mit einem Flächengewicht von 600 g/m², zertifiziert nach EN 13773 Klasse C1.